Ayurvedische Öle mit heimischen Kräutern – Brennnessel & Minze

 

Kräuteröle sind ein fester Bestandteil ayurvedischer Manualtherapien. Sie werden traditionell sorgfältig zubereitet und auf die individuelle Konstitution abgestimmt.


Hier ein Öl hergestellt nach ayurvedischem Rezept aber mit heimischen Kräutern.


Der Mai ist ein idealer Monat für frisches Grün. In meinem Garten haben sich Brennnessel und Minze geradezu aufgedrängt.
Bevor wir in die ayurvedische Einordnung dieser Pflanzen eintauchen, ein kurzer Blick auf das Wie:
Im Ayurveda werden Heilpflanzen nicht nach Wirkstoffen analysiert, sondern nach ihrer Geschmacksrichtung (Rasa), ihrer Wirkpotenz (Virya), der Nachwirkung nach der Verdauung (Vipaka) und ihren Eigenschaften (Gunas) – etwa: Ist die Pflanze erhitzend oder kühlend? Schwer oder leicht? Trocken oder ölig?
Diese Kriterien bestimmen, wie die Pflanze im Körper wirkt und welche Doshas (Bioenergien) sie ausgleicht oder verstärkt. So ergibt sich ein feines energetisches Wirkprofil – das deutlich über chemische Inhaltsstoffe hinausgeht.

 

 

Brennnessel – mehr als nur ein Unkraut

 

Ein Blick ins alte Handbuch der Klosterheilkunde verrät:
„Mit Wein genossen erregt der Nesselsamen die Liebeskraft… (erhitzende Wirkung)“

 

Auch Hildegard von Bingen lobt sie – gekocht soll sie den Magen reinigen. Aus moderner Sicht wissen wir: Brennnessel wirkt stoffwechselanregend, entgiftend, rheumatisch lindernd und unterstützt die Nierentätigkeit.

 

Ayurvedisch betrachtet können wir die Brennessel folgendermassen betrachten:
    • Rasa (Geschmack): bitter, scharf, zusammenziehend
    • Virya (Wirkpotenz): erhitzend
    • Energetik: trocknend, durchdringend
    • Dosha-Wirkung: reduziert Kapha, regt "Agni" (Verdauungsfeuer) an, fördert die Ausleitung von "Ama" (unverdaute oder unvollständig verstoffwechselte Rückstände die sich im Körper ansammeln und als Hauptursache für viele Erkrankungen im Ayurveda gelten.)

 

Minze – kühl, klar, klärend


Auch die Minze wird in alten Heilkundebüchern gelobt:
„Eine nützliche Art soll die raue Stimme wieder zu klarem Klang zurückführen.“


In meinem Garten wächst die Krausminze (Spearmint), deren Blätter und Blüten bereits in der Klosterheilkunde für Auszüge genutzt wurden. Ein wichtiger Inhaltsstoff der Minze ist das Menthol – besonders reichlich in der Pfefferminze enthalten. Je nach Konzentration wirkt es kühlend, krampflösend und durchblutungsfördernd – so, wie es auch in alten Klostertexten beschrieben wird.

 

Die Minze wirkt innerlich bei Verdauungsbeschwerden, Gallenproblemen und Erkältungen – äusserlich bei Spannungskopfschmerz.

 

Ayurvedisch betrachtet können wir die Minze folgendermassen betrachten:
    • Rasa: scharf, zusammenziehend
    • Virya: kühlend oder mild erhitzend (je nach Art)
    • Energetik: trocknend, bewegend
    • Dosha-Wirkung: reduziert Vata und Kapha, bei höherem Mentholgehalt auch Pitta

 

Die Parallelen zwischen Ayurveda und europäischer Klosterheilkunde sind verblüffend: Beide arbeiten mit energetischen Wirkungen, typgerechten Anwendungen und einem feinen Verständnis für den Zusammenhang von Körper, Geist und Natur.

Mit Brennnessel und Minze nutzen wir Heilpflanzen, die in beiden Traditionen als stoffwechselaktivierend, klärend und entlastend gelten.
Ein schönes Beispiel dafür, wie ganzheitliche Ansätze über Kulturkreise hinweg miteinander in Resonanz gehen.

 

 

Kommen wir zur Hestellung des Kräuteröls

 

Das Grundrezept ist einfach – etwas Geduld braucht es trotzdem:

 

Als Öl dient Sesamöl. Im Ayurveda gehört es zu den wichtigsten Basisölen – neben Kokosöl, das vor allem in heißen Klimazonen verwendet wird.
Sesamöl ist besonders wärmend, nährend und tief durchdringend. Es eignet sich hervorragend für Vata- und Kapha-Typen, da es die Gewebe stärkt, die Durchblutung fördert und gleichzeitig eine ausgleichende, beruhigende Wirkung auf das Nervensystem hat.

 

Außerdem ist es oxidationsstabil, zieht gut in die Haut ein und dient als idealer Träger für Kräuterextrakte – perfekt für selbstgemachte ayurvedische Kräuteröle.

 

Kokosöl hingegen wirkt kühlend und eignet sich besonders bei Pitta-Überschuss, etwa im Sommer oder bei hitzebedingten Hautreaktionen.

 

Verhältnis:


    • Wasser : Öl : Kräuter = 16 : 4 : 1
(z. B. 800 ml Wasser, 200 ml Öl, 50 g Kräuter)

 

So geht’s:


1. Alle Zutaten in einen Topf geben.
   

2. Bei ca. 100 °C 1-2 Stunden sanft köcheln.

 

 

3. Anschließend lasse ich das Öl über Nacht stehen (bei Raumtemperatur), damit sich die Wirkstoffe gut lösen (dies ist jedoch nicht nötig, man kann auch einfach das Öl solange köcheln lassen bis alles Wasser verdampft ist).

 

4. Am nächsten Tag erhitze ich den Sud weiter bis alles Wasser verdampft ist, abkühlen und durch ein Tuch abfiltern.

Anwendung & Wirkung


Das Öl eignet sich besonders für:
    • Gelenkmassagen, z. B. bei Kapha-Blockaden oder feuchtem Wetter
    • Bauchmassagen, zur Unterstützung von Verdauung und Entspannung
    • Ganzkörperanwendungen, zur allgemeinen Aktivierung und Stoffwechselanregung

 

 

Noch ein Gedanke zum Schluss:

 

Heimische Kräuter lassen sich wunderbar in ayurvedische Anwendungen integrieren – wenn man sie energetisch richtig einordnet. Ayurveda beginnt nicht in Indien – sondern vielleicht gleich hinterm Haus.

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